ps1.gif
name1.gif

12.05.08

Unbegreiflich ...

Auch wenn tiefe Betroffenheit, Entsetzen und schockartiger Schrecken über die drei Babyleichen in einer Gefriertruhe in einem Möllmicker Haus die Menschen sprachlos macht, eine Gemeinde lähmt, sollten alle vorsichtig mit der Bewertung dieses grauenhaften Fundes sein. Eine Frau ist genetisch so zu sagen vorprogrammiert, sie sieht ein Baby und lächelt, tritt an den Kinderwagen, erkundigt sich nach dem Baby, bringt ihm Zuwendung entgegen, selbst bei einem fremden Kind funktioniert dieser Mechanismus. Die Natur hat das so eingerichtet, damit die hilflosen neugeborenen Wesen geliebt, beschützt und versorgt werden. Was muss passieren, dass diese natürlichen Anlagen versagen? Furchtbares muss geschehen, um die mütterliche Zuwendung in Aggression umzuwandeln. Keiner kennt die Ursachen und den Zeitpunkt des Herganges, außer den an der Tat Beteiligten. Wie fragt man sich

sich hat sich das gemeinsame Leben der Eltern gestaltet? Sollte nicht Freud und Leid zwischen den Eheleuten geteilt werden, um mögliche Katastrophen zu verhindern? Kann ein Mensch alleine einen solchen ungeheuren unmenschlichen Druck aushalten, dreimal hintereinander? Wie werden drei erwachsene Kinder damit fertig, dass sie leben und ihre Schwestern tot sind. War die Frau und Mutter genauso in die Dorfgemeinschaft eingebunden wie der Vater und die Kinder? Fragen über Fragen! Selbstverständlich müssen die drei wehrlosen, lebensfähigen Mädchen, die keine Chance zum Überleben hatten, verteidigt werden, ihr Tod muss aufgeklärt werden. Die Öffentlichkeit sollte mitfühlen und sich zurückhalten. Die Last des aufgebürdeten Schicksals muss die Familie in schmerzhaften Prozessen abarbeiten und das wird ein langer Weg durch trockenes, verödetes Land.
Sabine Borchers: Nachdenken – eine Woche danach.

Veröffentlicht von Sabine Borchers am 12.05.08 19:26