ps1.gif
name1.gif

12.05.06

Es wird dunkel auf der Schiene

Wohin führt der Weg? Unverantwortlich und kurzsichtig, wie angesichts des Ölszenarios, „Verkehrskollapses“ auf unseren Straßen, alternative und überregionale Verkehrsnetze endgültig zerstückelt werden sollen. Schlimm genug, dass für die Erhaltung des Anschlusses an Köln (Strecke Olpe-Dieringhausen) keine Mehrheit im Kreistag zu finden war, doch dass jetzt der ganze Kreis Olpe auf das Abstellgleis rangiert werden soll, darf nicht sein. Deswegen wird die SPD-Kreistagsfraktion am 18.03.06 im Umwelt- und Strukturausschuss eine Resolution (siehe Ende des Artikels) einbringen, in der die Bundes- und Landesregierung zum Umdenken aufgefordert wird. Die anstehende Kürzung der Bundesmittel um 3,3 Milliarden für den Schienennahverkehr bedeutet das „Aus“ für den ländlichen Raum. Es wird keinen Schienenverkehr mehr nach Siegen (Anbindung nach Frankfurt) und Hagen geben. Die Trasse Olpe Finnentrop (Biggesee-Express) ist ebenso hoch gefährdet.
Bis 2015 wird der Verkehr bei LKWs um ca. 60 % - und bei PKWs

um ca. 30% zunehmen. - Der Güter- und Individualverkehr kommt spätestens dann an seine Grenzen und auch die Industrie wird sich angesichts der Ölreserven und – Preisentwicklung auf die Schiene zurückbesinnen müssen!
Man muss angesichts dieses Szenarios keine Hellseherin oder Wahrsagerin sein: Genauso wie sich die Industrie vor 100 Jahren in der Region mit der Schiene entwickelt hat, wird sie sich dann aufgrund der hohen Transportkosten auf der Straße wieder verabschieden und mit ihr die Arbeitsplätze!
Dasselbe Schicksal blüht dem Tourismus ohne diese alternative Verkehrsanbindung.
Sabine Borchers meint: Es ist wichtig, großräumige in die Zukunft führende Planungen und Maßnahmen zu treffen. Nur so haben wir eine Chance nicht abgekoppelt zu werden. Der Individualverkehr wird für den Normalbürger nicht mehr finanzierbar sein! Und dann …?

SPD-Kreistagsfraktion Olpe
Antrag
Der Kreistag des Kreises Olpe beschließt folgende Resolution:

Die Schienenverkehre im öffentlichen Personennahverkehr sind in erheblichem Umfang auf Bundesmittel angewiesen. Das Haushaltsbegleitgesetz des Bundes, das derzeit im Entwurf vorliegt, sieht Kürzungen dieser Mittel in Milliardenhöhe vor. Im schlimmsten Fall müssten rund 30 Prozent der Schienenverkehre in den nächsten 5 Jahren innerhalb Nordrhein-Westfalens abbestellt werden.

1. Wir fordern die Bundesregierung auf, die Kürzungen der Bundesmittel für den Schienennahverkehr in deutlichem Umfang zurückzunehmen.

2. Außerdem fordern wir vom Bund, den für Nordrhein-Westfalen nachteiligen Schlüssel der Verteilung dieser Mittel auf die Länder zu ändern.

Von der Landesregierung erwarten wir,

1. dass sie sich mit Nachdruck gegen die angekündigte Mittelkürzung durch den Bund zur Wehr setzt,

2. sich dafür einzusetzen, dass der für NRW nachteilige Schlüssel der Verteilung der Mittel zur Förderung des Schienennahverkehrs durch den Bund auf die Länder geändert wird.

Wir fordern die Landesregierung außerdem auf,

3. sicherzustellen, dass die dem Land zukommenden Mittel nach einem gerechten Schlüssel zwischen den Zweckverbänden aufgeteilt und deren Verwendung transparent dargestellt werden. Eine Bevorzugung der Metropolregionen zu Lasten der ländlichen Kreise darf es nicht geben.

4. sich eindeutig dazu zu bekennen, dass zu einer Infrastruktur des ländlichen Raumes auch eine angemessene Schienenausstattung gehört.

5. Wir erwarten von der Landesregierung Fürsorgepflicht auch für den ländlichen Raum, damit der Kreis Olpe nicht abgekoppelt und endgültig auf das Abstellgleis geschoben wird. Sollte das Szenario, das in der Studie der Agentur Nahverkehr dargestellt ist, eintreten, wäre die Strecke Siegen-Hagen (Ruhr-Sieg-Bahn) und der Biggesee-Express von der Stilllegung bedroht. Im Kreis Olpe gäbe es dann keinen Schienennahverkehr mehr, denn die InterRegio-Verbindung wurde bereits ausgehebelt. Der Kreis Olpe wäre vom Nah- oder Fernverkehr, von der Schiene komplett abgeschnitten.


Veröffentlicht von Sabine Borchers am 12.05.06 12:02
Kommentare

Man kann sich inzwischen nur wundern mit welcher Selbstverständlichkeit der Schienenverkehr einfach fallen gelassen werden soll und welche Lobby die Straße hat. Wenn das Kind erst mal in den Brunnen gefallen ist, dann wird plötzlich gejammert und keiner will es gewesen sein. Wann wird endlich nachhaltig gewirtschaftet?
Mit nachhaltigem Gruß

Veröffentlicht von: R. Neuhaus am 13.05.06 22:42

Ankündigung doch eingehalten, finde ich gut. Viel Erfolg für die Resolution.

Veröffentlicht von: Mark Grote am 14.05.06 14:02

Wie sollen die Studenten zur Uni nach Siegen kommen, wenn die Schiene verschwindet. Es ist doch nur noch so wenig, was wir im Kreis an Schiene haben, da stimme ich Ihnen zu. Ich frage mich, ob die hauptverantwortlichen Politiker und Politikerinnen nur von heute auf morgen Entscheidungen treffen, anders ist es doch nicht zu erklären, dass es bis vor kurzem hieß, weg von der Straße, die Schiene muss genutzt werden.
Was Alexander S. auf den Artikel Abstellgleis kommentiert, kann ich nur nachdrücklich unterstützen: Unsere Region ist mit dem Eisenbahnbau wirtschaftlich gewachsen. Es ist doch bekannt, dass man sich Optionen freihalten sollte, wenn man Weitsicht bei Planungen hat. Ohne Investitionen, läuft gar nichts. Bayern und die Schweiz machen uns vor wie Schienenverkehr funktioniert.
Die Leute werden immer nur hellhörig, wenn etwas direkt vor ihrer Haustür passiert, das ist sehr bedauerlich. Meistens ist es dann schon zu spät.

Veröffentlicht von: A. Scheppe am 21.05.06 15:39

Ja, das kann ich nur bestätigen, wenn es vor der eigenn Haustür ist, dann werden plötzlich alle wach. Ich finde das ziemlich empörend, dass in Berlin unvorstellbare Summen an Geld für einen Bahnhof ausgegeben werden und hier im Kreis Olpe und Siegen-Wittgenstein sollen die Verbindungen gestrichen oder wie es heißt, ausgedünnt werden, was dasselbe ist. Denn das heißt auf jeden Fall, dass der Bahnverkehr dann an Attraktivität verliert und wir haben mal wieder das Nachsehen. Hoffentlich wehren sich genügend Leute gegen einen Schritt mit einer solchen Tragweite.

Veröffentlicht von: Maria Sch. am 25.05.06 15:08