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14.11.07

Pflegeeltern eine Gratwanderung

Wenn die eigene Familie den Schutz und eine angemessene Entwicklung eines Kindes nicht mehr gewährleisten kann, muss das Jugendamt die Sorge für die Erziehung dieses Kindes übernehmen. Pädagogisch und psychologisch gesehen ist es für das betroffene Kind in der Regel sinnvoller, es in einer Pflegefamilie anstatt in einem Heim unterzubringen. Keine leichte Aufgabe für das Jugendamt, die passenden Pflegeeltern/die passende Pflegefamilie für das Kind zu finden. Gerade die Passgenauigkeit entscheidet über die zukünftige Entwicklung des Pflegekindes. Damit allein ist es nicht getan, nicht jede Familie hat den entsprechenden pädagogischen Hintergrund, um auch bei

schwierigen oder gestörten Kindern die richtigen erzieherischen Entscheidungen zu treffen. Deswegen brauchen Pflegeeltern regelmäßige begleitende Betreuung (vom Gesetzgeber vorgeschrieben) seitens des Jugendamtes, ganz besonders in Konfliktsituationen. Ein typischer Konflikt erwächst z.B. aus der Unsicherheit, ob man der Aufgabe als Pflegeeltern auch gerecht wird. Das führt dazu, mehr bei einem Pflegekind „durchgehen zu lassen“ als bei dem eigenen Kind. Es entstehen Konflikte, die durch eine begleitende Beratung analysiert und dann gemeinsam gelöst werden müssen. Da die Bildung/Ausbildung des Pflegekindes grundlegenden Einfluss auf seinen weiteren Lebensweg hat, gilt es auch in diesem Bereich gemeinsam mit Experten vom Jugendamt die richtigen begleitenden Maßnahmen und Entscheidungen zu treffen. Eine große Verantwortung, der das Jugendamt, insbesondere die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sich stellen müssen. Es gibt, wie überall, auch im Jugendamt des Kreises Olpe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit „Herzblut“ bei den Pflegefamilien im Einsatz sind, um das Beste für das betreffende Kind zu erreichen. Um effektiv und angemessen beraten zu können, muss das Jugendamt Fachkräfte für diesen Bereich vorhalten, denn das ist kindgemäßer und zudem vermeidet es eine Heimunterbringung, die im Übrigen wesentlich kostenintensiver ist. Die SPD-Kreistagsfraktion setzt sich mit diesem Thema auseinander und wird in der nächsten Jugendhilfeausschusssitzung am 20.11.2007 zur Situation der Vollzeitpflege folgende Nachfragen stellen:

1.Vollzeitpflege – Pflegeeltern
1.1 Wie hoch ist gegenwärtig die Anzahl der Pflegeverhältnisse (Pflegeeltern-Pflegekind(er)?
1.2 Wie viele Pflegeverhältnisse wurden ab dem Jahr 2000 abgebrochen (Anzahl pro Jahr)?
1.2.1 Welche Gründe gab es für den Abbruch?
1.2.2 Können die Konflikte, die zum Abbruch führten, in Kategorien eingeordnet werden?
1.2.3 Welche Kategorien gibt es?
2. Personelle Ausstattung und Qualifikation der Betreuer/innen seitens des Jugendamtes
2.1 Wie viele Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter, die Pflegeeltern betreuen, wurden bzw. werden wie oft entsprechend SGB VIII § 72 Absatz 3 durch Fortbildung unterstützt?
2.2 Wie viele Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter, die Pflegeeltern und deren Pflegekinder betreuen, wurden bzw. werden wie oft entsprechend SGB VIII § 72 Absatz 3 durch Praxisberatung unterstützt?
2.3 Gibt es Überlastungsanzeigen seitens der Mitarbeiter/innen bezüglich der Betreuungsverhältnisse, z. B. zu hohe Anzahl der Fälle?
3. Beratung und Betreuung
3.1 Erfolgt die Betreuung des Kindes kontinuierlich durch eine Person seitens des Jugendamtes?
3.1.1 Wie häufig wird gewechselt?
3.1.2 Welche Gründe werden für den Wechsel angegeben?

3.2 Wie wird die Beratung der Pflegeeltern durchgeführt?
3.2. Nach welchen Kriterien wird der § 37 (2) " Die Pflegeperson des Kindes oder Jugendlichen hat ... während der Dauer der Pflege Anspruch auf Beratung und Unterstützung..." umgesetzt?
3.2.2 Welche begleitenden Hilfen durch das Jugendamt für die Pflegeeltern und das Pflegekind in Konfliktsituationen werden angeboten?
4. Sozialpädagogisch Betreutes Wohnen
Welcher Modelle bedient sich das Kreisjugendamt?
5. Welche Konsequenzen zieht das Jugendamt nach den bekannt gewordenen Konflikten in einer Pflegefamilie in der Gemeinde Wenden?
5.1 Inhaltlich
5.2 Organisatorisch
Sabine Borchers meint: Für betroffene Kinder die richtigen Pflegefamilien zu finden, hilft nicht nur den Kindern, sondern durch Prävention können auch Kosten vermieden werden.

Veröffentlicht von Sabine Borchers am 14.11.07 19:56
Kommentare

Manchen Pflegeeltern geht es nur ums Geld!

Veröffentlicht von: Sonja Klein am 15.11.07 12:59

Es freut mich unendlich, dass man nun langsam anfängt, sich näher mit diesem brisanten Thema zu beschäftigen. Es ist eine Gratwanderung und der Schwerpunkt ist nicht das "Zusammenpassen", sondern die Betreuung - das Zusammenspiel von Pflegeeltern und Jugendamt. Wir haben leider unsere Erfahrungen machen müssen und könnten mit Sicherheit eine ganze Menge zu diesem Thema beitragen. Für Fragen, Hilfe und Informationen stell ich mich anderen Pflegeeltern gerne zur Verfügung.

Veröffentlicht von: Beatrix Dornseifer am 15.11.07 19:09

Ich habe gestern Abend von einer Bekannten über den Artikel Pflegeeltern auf Ihrer Seite gehört. ich muss sagen, ich kann da vieles bestätigen. Das Jugendamt hat eine ganz schwere Verantwortung, weil es an Stelle der Eltern handeln muss. Neuste Schlagzeilen beziehen sich diesmal auf die allgemeine Schulpflicht. In Paderborn haben Eltern aus religiösen Gründen die Kinder einfach nicht zur Schule geschickt und das Jugendamt hat seine Sorgepflicht nicht wahrgenommen. Den Kindern wurde nicht geholfen. Da fragt man sich, ob die Verantwortlichen wegen zu viel Arbeit überlastet sind, ob sie Angst haben etwas Falsches zu tun oder ob das Geld für Fachkräfte fehlt. Egal. wir sind für die Schwachen in unserer Gesellschaft verantwortlich. Ich finde auch richtig, was Frau Dornseifer geschrieben hat, die Pflegeeltern müssen Unterstützung durch Fachleute haben. Das mit dem Geld, ja, das kann sein, aber vielleicht entwickelt sich doch trotzdem über die Zeit ein Gefühl zu dem Pflegekind, das ist doch dann auch gut.

Veröffentlicht von: Dorothea M. am 17.11.07 08:46

Ich finde es gut, das Thema aufzugreifen. Wir selbst sind vor vielen Jahren Pflegeeltern gewesen und haben noch Kontakt zu unseren Pflegekindern. Es stimmt, die Betreuung ist wichtig, die hatten wir aber. Die Familienzusammensetzung hat sich in den vielen zrückliegenden Jahren deutlich geändert. Die Familie im früheren Sinne gibt es nicht mehr durchgängig. Es wäre schön, wenn es weiterhin viele Pflegefamilien gibt, wenn sie gebraucht werden. Die Pflegeeltern brauchen fachliche Unterstützung, einfach zu sagen: Hier habt ihr das Kind, seht zu wie ihr damit zurechtkommt ihr kriegt Geld dafür, das geht auf keinen Fall.

Veröffentlicht von: Maria H.-ST. am 17.11.07 10:14