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19.02.05

Absturz

Unaufhaltsam, im freien Fall, unter dir der Abgrund, deine Hände greifen ins Leere, du suchst mit den Füßen Halt auf dem Boden, vergebens, der Boden ist weggerissen… wie tief fällst du? Wo schlägst du auf? Warum verabschiedest du dich nicht aus dieser Welt?
So oder in ähnlicher Weise überfallen Gedanken den Menschen, dessen Leben sich von einer Minute zur anderen schlagartig ändert. Schlagartig im wahrsten Sinne des Wortes,

nämlich durch einen schweren Schlaganfall, der einen geliebten Menschen trifft.
Es folgen Hoffen und Bangen, Verzweiflung und Zuversicht wechseln miteinander ab. - Immer noch Negieren und Fortschieben des Gedankens, dass er nie mehr der frühere Mensch sein wird, auf ewig verloren. Verloren an die Krankheit, verloren, verloren. Verloren hast du den geliebten Menschen, verloren hast du in diesem Leben, du bist eine Verliererin.
Es ist keine Zeit in Trauer zu versinken, du hast jetzt allein die Verantwortung und die wiegt schwer. Deine Schultern werden niedergedrückt, du drohst unter der Last zusammenzubrechen. Aber das darfst du nicht, du musst für den geliebten hilflosen Menschen sorgen.
Aber wie? Abgeben, in ein Pflegeheim? Abgeben, weil du nicht in der Lage bist für den geliebten Menschen zu sorgen? Was bist du nur für ein Mensch, dass du den geliebten Menschen weggibst? Ja, was bin ich für ein Mensch? Ein armer elender verzweifelter Mensch. Ein Mensch, der loslassen muss, der abgeben muss. Abgeben, weil er die Voraussetzungen Zuhause schaffen muss, damit der veränderte Mensch eine Chance hat, sich dort ohne Gefahr zurecht finden zu können. Abgeben, weil er vielleicht nie mehr zu dir zurückkehren kann? Was wird sein? Was bringt die Zukunft? Wer hilft dir, wo kannst du dich beraten lassen? Wem kannst du den geliebten Menschen anvertrauen? Wer versteht dich? Wer..? Wohin…?
Und doch finden sich auf dem tränenreichen Weg Menschen, die verstehen, die Hilfe anbieten, denen du deine Verzweiflung zeigen kannst und bei denen der geliebte Mensch angenommen wird. Angenommen so wie er ist, gepflegt und gefördert wird, in vertrauensvoller Zusammenarbeit.

Sabine Borchers widmet diesen Text all denen, die in gleicher oder ähnlicher Weise betroffen sind. Sie bietet den Betroffenen auch an, sich mit ihr auszutauschen (Kontakt).

Veröffentlicht von Sabine Borchers am 19.02.05 23:43
Kommentare

Liebe Sabine,
ja, es ist eine Katastrophe, die über einen hereinbricht. Du weißt nicht mehr ein noch aus, schon weil du durch den Schmerz total gelähmt bist. Und es ist doch so, dass ein solches Thema die Wenigsten interessiert. Ich melde mich bei dir.
Elke

Veröffentlicht von: Elke Ländler am 03.03.05 09:46

Danke!

Veröffentlicht von: Anna Kaminski am 03.04.05 07:35

Lirbr Sabine,
zufällig stieß ich auf deine Seite. Meine Freundin hat es genauso getroffen. Leider hat sie keinen Internetzugang, aber ich werde ihr von deiner Seite erzählen, das wird ihr Mut machen. Vielleicht kann ich den Kontakt zu ihr herstellen. Alles Gute.

Veröffentlicht von: Jutta Ardey am 24.04.05 07:55

Liebe Jutta,
das ist leider ein Problem, dass nicht jeder einen Internetzugang hat, im Gegenteil oft sind die Betroffenen finanziell oder aufgrund anderer Faktoren gar nicht in der Lage mit dem Medium Computer/Internet zu arbeiten. Das ist schade, wird doch durch diese neue Technik die Möglichkeit eröffnet, schnell und unkompliziert zu kommunizieren. Ich finde das sehr nett von dir, dass du deiner Freundin von meiner Seite erzählen willst, um sie zu trösten. Ich wünsche deiner Freundin alles, alles Gute. Natürlich kann sie auch auf anderem Wege mit mir Kontakt aufnehmen, die Daten dazu findet ihr auf meiner Homepage.

Veröffentlicht von: Sabine Borchers am 30.04.05 09:55

Liebe Sabine,
mit großem Interesse habe ich deine Seite gelesen. Ich bin zufällig auf deine Seite geraten. Aus meinem Bekanntenkreis ist mir die Problematik bekannt ,,, und in der Regel müssen wir Frauen die Last tragen. Pflegende Angehörige klappen häufig zusammen, weil sie sich aufopfern. Wichtig ist, dass die Angehörigen auch und insbesöndere an sich selbst denken. Sonst kann für den Betroffenen gar nichts mehr getan werden und ob das wünschenswert ist, wage ich zu bezweifelm.

Veröffentlicht von: Anneliese Schulz am 05.05.05 10:28

Was du da ansprichst, Anneliese, ist ein ziemlich wunder Punkt. Es fällt gerade den für die Pflege Verantwortlichen schwer, einzusehen, dass sie auch Zeit für sich brauchen, dass sie in gewisser Weise auch für sich selbst ein Anrecht auf einen Auszeit haben. Oft trauen sie sich gar nicht, Zeit für sich zu verwenden ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben und das wird ihnen durch solche Leute, die alles besser wissen, aber keine Ahnung von der Situation haben, noch verstärkt.
Sabine

Veröffentlicht von: Sabine Borchers am 09.05.05 22:07
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